Marburger Arbeitskreis für europäische Burgenforschung e.V. 
 

Aktuelles

 

Strongholds of the World

 

Interdisciplinary lecture series of the
Marburger Arbeitskreises für europäische Burgenforschung e.V., Germany,
and Aarhus University, research programme “Materials, Culture and Heritage”, Denmark
in 2023

 

 6th meeting

Dr. Olha Tikhonova: Bastion Castles in Western Ukraine

When: Friday, December 8, 2023
Entry: 12:30 CET. Begin: 13:00 CET

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When: Friday, December 8, 2023
Entry: 12:30 CET. Begin: 13:00 CET

https://aarhusuniversity.zoom.us/webinar/register/WN_ENeFJYS-S8Sq6xgQGtdtkQ
Or an H.323/SIP room system:

H.323: 109.105.112.236 or 109.105.112.235
Meeting ID: 624 4107 5897
SIP: 62441075897@109.105.112.236 or 62441075897@109.105.112.235


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Pidhirtsi Castle. Image: Olha Tikhonova

Development and typomorphology of bastion castles in Western Ukraine

Discussing the enigmatic phenomenon of bastion castles in Renaissance architecture, their origin poses a separate topic. Despite significant losses throughout the centuries due to warfare, alterations, and so-called restoration efforts, many of these architectural complexes continue to exist across Europe. Particularly remarkable is the prevalence of 17th-century bastion castles in Eastern Galicia (Western Ukraine), with no other region in Europe boasting as many examples of this type. However, there is still a dearth of information on their inception and value in architectural history.
The prevailing notion was that medieval castles in the 17th century became inappropriate for both opulent living and protection against gunpowder weaponry, which led to a division of this architectural structure into two architectural categories: defensive structures like contemporary forts or fortresses with bastion fortifications, and civil constructions such as palaces. Nonetheless, during this period, a hybrid category emerged, melding these two architectural types into a single ensemble, extending the creation of castles into the 17th century. The initial cases of this hybrid type were identified in Italy during the 16th century, primarily built for the Medici family. However, it acquired a distinct typological characteristic a century later in the Republic of Poland and gained widespread prevalence, particularly in the former territory of Eastern Galicia (Western Ukraine).
This lecture aims to highlight a transfer of knowledge from Italy and France to Ukraine and familiarize the audience with the rich defensive architecture of the bastion castle type that gained its pick of development in Ukraine.










 

Pidhirtsi Castle. Image: Olha Tikhonova

Our speaker

Dr. Olha Tikhonova
She is a Ukrainian scholar in fortification history. Since 2022, Dr. Tikhonova has held an assistant professorship as a Marie Skłodowska-Curie granted fellow at the Polish Academy of Sciences (Warsaw, Poland). Dr. Tikhonova is a Scientific expert member of EFFORTS (European Federation of Fortified Sites) and an independent research collaborator member at CIAUD. She is also a reviewer at Nexus Network Journal.
Dr. Tikhonova has a Ph.D. cum laude with an International Mention from the Lisbon School of Architecture (Portugal). She received her master’s in Rehabilitation of Architectural Sites from Lviv Polytechnic University in Ukraine.
Dr. Tikhonova was awarded several scholarships during her Ph.D. studies, including a research scholarship at the Lisbon School of Architecture in Portugal. These included the INFINITY project, funded by the Erasmus Mundus Programme (09/2014–07/2017); a Research Fellowship Training in Warsaw (Poland), sponsored by East European Summer School (July 2016); and a research fellowship at Technische Universität Wien (Austria), Fakultät für Raumplanung und Architektur, financed by the Scholarship Foundation of the Republic of Austria (01/2018–04/2018).
From 2020 to 2022, Dr. Tikhonova worked on the RIACT project in a postdoctoral position at the University of Porto (Portugal). She is extensively published in architectural journals, with related expertise in architectural theory, conservation of architectural monuments, urban analysis, space syntax, and geographic information systems (GIS).

Strongholds of the World, Ukraine Internet 06

 The Conference on youtube: 

Strongholds of the World VI: Renaissance Bastion Castles in Western Ukraine (youtube.com)



 







Michael Losse 2015 auf der Ebernburg. Foto (c) privat

DR. MICHAEL LOSSE – EIN LEBEN FÜR DIE BURGENFORSCHUNG

EIN NACHRUF AUF UNSER GRÜNDUNGSMITGLIED
Mit tiefer Bestürzung hat der MAB Anfang Februar 2023 vom Tod seines Gründungsmitglieds, allerersten Vorsitzenden und guten Freundes Dr. Michael Losse erfahren. Michael Losse starb am 1. Februar an den Folgen eines Schlaganfalls in der Universitätsklinik zu Freiburg.

Ohne Michael hätte es den MAB nicht gegeben. Er suchte Burgeninteressierte, gründete an der Philipps-Universität Marburg eine studentische Arbeitsgruppe mit Studierenden aus den Fachbereichen der Kunstgeschichte, Geschichte und Vor- und Frühgeschichte und stellte den Kontakt zu anderen Wissenschaftler*innen her. Auf Anraten von Prof. Dr. Horst Wolfgang Böhme initiierte er am 11.11.1996 die Gründung des Marburger Arbeitskreises für europäische Burgenforschung e.V.  Bei dieser Versammlung wurde er zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt, ein Amt, das er bis 1999 ausübte. Der Verein verdankt ihm viel und wird dies stets im Andenken bewahren.

Spezialist für die Burgen des Johanniterordens in der Ägäis
Michael Losse wurde 1960 geboren und zählte sicher zu den kenntnisreichsten Burgenexperten und Festungsforschern nicht nur in Deutschland. Er war national und international aktiv, etwa als Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Burgenvereinigung und im EUROPA NOSTRA Scientific Council. Seine Forschungsfelder umfassten nicht nur Rheinland-Pfalz, Hessen, den Hegau bzw. Bodenseeraum und zuletzt Oberbayern, sondern auch die Inseln des Dodekanes und Malta und hier vor allem die Burgen und Festungen des Johanniterordens. Besonders auf der südostägäischen Inselgruppe hat Michael Losse streckenweise Pionierarbeit geleistet, indem er – in den letzten zwanzig Jahren unter Mitarbeit seiner Lebensgefährtin Ilga Koch – zahlreiche Burgen, Ruinen und Burgstellen bis hin zu Wachttürmen begangen, erkundet und beschrieben hat. Er war dabei der wohl beste deutsche Experte zu den Befestigungen des Johanniter-Ordens auf dessen Inselbesitzungen. Losse wies immer wieder auf die teils sehr innovativen Lösungen im frühen Festungsbau dieser Region und dessen Beziehungen zum deutschen Kulturraum hin, vermittelt über deutsche Johanniterritter und Pilgerreisende, welche besonders die Festungswerke von Rhódos besichtigten. Michael Losse brachte den Dodekanes als eine herausragende Burgenlandschaft Griechenlands erstmals einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit und darüber hinaus in Deutschland ins breitere Bewusstsein.

Vielseitige Forschungsinteressen
Neben diesen mit zahlreichen Reisen in die Ägäis verbundenen Forschungen, die letztlich ein Inventar der Befestigungen auf den Dodekanes von der Antike bis in die italienische Besatzungszeit 1912–1947 zum Ziel hatten, interessierten Losse vor allem Aspekte der Burgenrenaissance im Historismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie zunehmend der umfangreiche Komplex der Burgenrezeption in der Populärkultur des 20. Jahrhunderts bis in unsere unmittelbare Gegenwart. Eines seiner Forschungsprojekte, zu dem er mehrfach Aufsätze publizierte, gehörte der Burgenthematik in der Metal-Szene, sei es in Liedtexten oder auf Platten- und CD-Covern wie auch Konzertplakaten. Das war im Rahmen der deutschen Burgenforschung absolut einmalig.

Ein begnadeter Vermittler von Wissen
Michael Losse war ein begnadeter Kommunikator. Er hatte die große Gabe, andere Menschen zu begeistern und nutzte seine Gabe, um das Verständnis für Burgen und Festungen zu erweitern. Und so blieben seine Forschungen keineswegs auf den Wissenschaftsbetrieb beschränkt. Michael Losse hat zahlreiche populäre Publikationen in Form von Burgenführern über einzelne Regionen und für Laien verständlichen Büchern zur Burgenforschung verfasst, er hat Führungen gemacht und Vorträge gehalten. Immer ging es ihm darum, seine Themen einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Zudem ermutigte er immer wieder Jüngere zu Forschungen und interessierte sich für deren Ergebnisse.

Michael Losses wissenschaftlicher Werdegang begann 1981 mit dem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik und Pädagogik an der Philipps-Universität in Marburg, das er 1990 mit dem Magister abschloss. 1997 promovierte er bei Ulrich Schütte über die Bonner Rheinbrücke, eine Arbeit, die 2000 unter dem Titel „Porta Rhenana“ publiziert wurde. Dabei ging es auch um die Wehrbaurezeption im Brückenbau des wilhelminischen Kaiserreiches. An der Philipps-Universität trat Losse nebenher als Lehrbeauftragter auf und organisierte gemeinsam mit Professor Horst-Wolfgang Böhme Seminare und Exkursionen zur Burgenforschung. Er arbeitete überdies als Studienreiseleiter für deutsche und Schweizer Reiseunternehmen, insbesondere auf Malta und den Dodekanes, aber auch in Wales und der Schweiz. Darüber hinaus war er bis 1999 auch Dozent bei Professor Hartmut Hofrichter an der Universität Kaiserslautern.

Engagement in zahlreichen Vereinen
Michael Losse war in zahlreichen wissenschaftlichen und heimatkundlichen Vereinen aktiv. Er übernahm mehrfach Vorstandsämter, so bei der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung e.V. oder der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern e.V. Und seine Verdienste wurden auch gewürdigt. 2004 erhielt er die Ehrennadel der Stadt Adenau, 2010 den Kulturförderpreis des Kreises Konstanz und 2016 erfolgte seine Ernennung zum „Friend of Rhodes“ durch den Bürgermeister von Rhódos.

Zu guter Letzt
Mit Michael Losse ist aber nicht nur ein Mann der Forschung von uns gegangen, sondern vor allem auch ein liebenswürdiger Mensch, mit dem man gerne zusammen saß, meist in einem griechischen Restaurant und bei seinem „Hefe“. Michaels große Liebe galt Griechenland, dem griechischen Volk und neben der Metal-Musik dem Rembétiko, der melancholischen Musik der Vertriebenen aus Kleinasien, der griechischen Unterschichten der 1920er- und 1930er-Jahre. Der Dodekanes, Griechenland und seine Menschen – das lässt sich wohl mit Fug und Recht sagen – waren seine zweite Heimat. Er war schon fast in manchem selbst ein Grieche, so tief hatte er die dortige Lebensart inhaliert. Es war immer eine Freude und ein Vergnügen, die Gesellschaft von Michael zu teilen. Sein Verlust wiegt schwer, er reißt in jeder Hinsicht eine Lücke. Wir werden ihn sehr vermissen.


Michael Losse 2005 in Oberfell an der Mosel. Foto (c) privat